Liebe
Drachenfreunde,
es gibt zahllose
Geschichten, in denen sich Menschen wie Sophie und Melissa in einer völlig
unbekannten Welt wiederfinden und dort irgendwie zurechtkommen müssen. Heute
liegen diese Welten oft auf anderen Planeten oder in Paralleluniversen und doch
ist die Faszination solcher Geschichten über das Überleben im Unbekannten schon
viel älter. Sie reicht zurück in eine Zeit als unser eigener Planet noch viele
unentdeckte Orte bereithielt, die es zu finden und in denen es sich zu bewähren
galt. Ein solcher Ort ist die Robinson
Crusoe Insel.
Das Eiland gehört zu
einer Inselgruppe im Pazifik, die nach ihrem Entdecker, dem spanischen Kapitän
Juan Fernandez, benannt ist. Als er 1574 eher zufällig anlandete, erkannte er
sofort die Vorteile der Inselgruppe für die spanische Flotte. Hier konnte man
auf dem Weg von Peru nach Valparaíso in Chile wunderbar seine Wasservorräte
auffüllen, nur zu essen gab es kaum etwas. 100 Jahre hielten die Spanier das
Wissen um diese Inselgruppe geheim. Sie versuchten auch immer mal wieder eine
Besiedelung des Eilandes, scheiterten aber kläglich. Niemand wollte hier
wohnen. Nur die mitgebrachten Ziegen verwilderten und vermehrten sich prächtig.
Doch was hat das
Ganze mit Robinson Crusoe zu tun? Ganz einfach: Hier wurde der echte Robinson
ausgesetzt – bzw. hat sich aussetzen lassen. Daniel Defoe hat seinen
weltberühmten Helden nämlich nicht gänzlich erfunden, sondern konnte sich auf
die seltsamen Abenteuer des Steuermannes Alexander Selkirk stützen. Der
schottische Seemann Selkirk war offenbar ein recht streitbarer Geist. Das
Schiff auf dem er diente, ankerte 1704 vor der Insel, die damals noch Isla Mas a Tierra (also einfach: die
Insel näher am Festland) hieß, um Wasser und Proviant aufzunehmen. Der junge
Kapitän William Dampier wollte vor allem schnell weitersegeln, Selkirk weigerte
sich allerdings, wieder an Bord zu gehen, wenn nicht zuvor einige Reparaturen
durchgeführt würden. Der erfahrene Seemann hatte nämlich entdeckt, dass das
Schiff von Holzwürmern in bedenklichem Maße zerfressen war. Der Kapitän gab
sich jedoch beratungsresistent und ließ Selkirk tatsächlich auf der Insel
zurück.
Vier Jahre und vier
Monate musste sich der streitbare Schotte auf dem windigen Eiland allein durchschlagen,
das übrigens entgegen der filmischen Darstellung weder Sandstrand noch Palmen
besitzt. Dabei kamen ihm die von den Spaniern zurückgelassenen Ziegen als
Nahrungsquelle übrigens sehr recht. Schließlich wurde er 1709 von einem
britischen Schiff gerettet und seine Geschichte ging um die Welt.
Nachdem ich nun ein
gutes Stück von der Insel erwandert habe, finde ich die Leistung Selkirks umso
bemerkenswerter. Hier fallen einem Schiffsbrüchigen keine Kokosnüsse in den
Schoß. Sicher hat er seine Entscheidung, auf der Insel zu bleiben, mehrfach
bereut. Trotzdem hat er letztendlich die richtige Entscheidung getroffen, denn
das Schiff ging mitsamt Kapitän Dampier, sowie Mann und Maus unter. Selkirk war
der einzige Überlebende.
Liebe Grüße von der
Insel und immer die Nase im Wind.
Eure Ruth Omphalius